23 February 2013

Vorschlag an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Beschwerde über das trottelhafte Benehmen und den trottelhaften Meinungsartikel über Antisemitismus des Jakob Augsteins

- vom Kaiser, in aufrichtiger Empörung über die andauernde und sogar zunehmende Pneumopathologie in der europäischen Politik, auch schlicht Dummheit genannt, wie von Robert Musil in seinem zum selben Thema abgehaltenen Vortrag "Über die Dummheit"

Frau Bundeskanzlerin, Liebe Angela Merkel,

Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen, im Namen meiner nicht mehr lebenden deutschen Grosseltern, Michael Gustav Bergmann und Klara Schneider: um endlich die deutsche Schuld am jüdischen Holokaust in einer für anständige Deutsche annehmbaren Weise zu mindest teilweise zu entgelten, indem Sie die deutsche Aussenpolitik unzweideutig auf das Recht des jüdischen Staates Israel in Frieden zu leben abstimmen, und im selben Zug das Verbrechen des ungerechten Krieges der gegen Israel seit seiner Gründung in 1947-48 von muslimischen Arabischen Führern geführt wird genauso unzweideutig als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit benennen.

Um Ihnen deutlich zu machen wie ich dazu komme, füge ich meinen offenen Brief an Jakob Augstein bei. Er trägt den Titel: "Im Zweifel zweimal nachdenken, oder schweigen: Herr Augstein, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank" und wurde von mir am 5.2.2013 elektronisch an die Redaktion von Spiegel Online verschickt. Eine Antwort vom Spiegel habe ich nicht bekommen, und es ist diese Unverschämtheit die mich dazu bewegt an Sie zu schreiben. Das geht nämlich einfach nicht, um anständige Deutsche, lebende und tote, so als wäre es selbstverständlich, in diese jetzt 65 Jahre dauernde unausgesprochene Leugnung eines nicht anerkannten Verbrechens gegen die Menschlichkeit miteinzubeziehen! Mein Grossvater war nie damit einverstanden. Und meine Grossmutter schon ganz und gar nicht! Nie! Als sie noch lebten nicht. Und heute wären sie es auch nicht, das müssen Sie mir halt einfach glauben.

Der Begriff des anständigen Deutschen ist kein unanständiger Begriff. Er lässt sich sogar sehr genau bestimmen, wenn man sich an den deutschen Politikwissenschaftler Erich Vögelin (Eric Voegelin) hält. Das sollte ersichtlich werden aus dem folgenden Abschnitt, den ich in einem anderen Zusammenhang an Richard Landes und Martin Kramer geschrieben habe (auf Englisch, ich lege auch den ganzen Artikel bei, sowie einen zweiten der auch mit der Sache zu tun hat):

"About the decent part of Germans being much greater than commonly recognised: my reasoning on this hunch is that this decent part of the Germans is never ever going to protest against their being unjustly shamed by implication with Germany as a whole. It is never from them that you will hear talk about "putting the Holocaust guilt behind us" and the like. For a very simple reason: they will always put the victims first, before themselves. Which is exactly why they are decent Germans. Only people in possession of their human soul, i.e. decent people, can really see the victims as what they were, their fellow men. And they will therefore never forget. Without needing any rule or memorial for that."

Meinen offenen Brief an Jakob Augstein habe ich mit dem Absatz beendet: "Nun überlegen Sie mal, Herr Augstein: hat Günter Grass wirklich Recht, wenn er behauptet, dass Israel den Weltfrieden gefährde? Wo kämen wir denn da hin, wenn wir auf solch eine Umkehrung der Verantwortung und der Schuld eingehen würden?"

Wo kämen wir denn dahin? Genau das würde meine Grossmutter Sie auch fragen, wenn sie es noch könnte.

Frau Bundeskanzlerin, ich möchte Sie allen Ernstes bitten meinen Brief nicht einfach unbeachtet zu lassen, wie der Trottel Jakob Augstein es getan hat.

Mit freundlichen Grüssen,

Martin Joachim Malliet. 
Brüssel, den 20.2.2013

PS: Klara Schneider war die Schwester des Industriellen Ernst Schneider aus Heldenbergen, der seinem jüdischen Partner Siegfried Arndt geholfen hat, seine Geschäfte über die Nazi-Zeit zu retten. Es hat sie immer gegeben, die anständigen Deutschen. Nur haben sie eben nie damit angeben wollen. Und wollen es auch heute nicht, was hätten Sie denn gedacht! Deshalb muss die deutsche Bundesregierung sie repräsentieren. Nicht indem sie angibt, sondern indem sie das Rechte tut. Wie es sich eben gehört!

Offener Brief an Jakob Augstein:

Herr Augstein, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der Satz von Günter Grass, den Sie für richtig halten, ist falsch. Und dass Sie nicht nur zu so einem Fehlurteil im Stande sind, sondern es auch noch als Journalist bekannt machen müssen, um dann weiterhin daran festzuhalten, obgleich Sie alle Gelegenheit gehabt haben zu besseren Einsichten zu kommen, das alles macht Sie tatsächlich zum Antisemiten. Oder zum Anti-Israel-Journalisten, wenn Ihnen das lieber ist.

Es geht nämlich in dieser Angelegenheit (wie überhaupt in allen Angelegenheiten) nicht nur um politische Interessen und Werte, d.h. Motive. Es geht an erster Stelle um Recht und Unrecht. Und um darüber urteilen zu können, muss man genau und vollständig über die Tatsachen verfügen, d.h. über das was die eine und die andere Seite in dem Konflikt getan hat.

Der Vorwurf des Antisemitismus der Sie trifft, ist der Vorwurf einseitig und ungenau mit den Tatsachen umzugehen, in einer Weise die Israels Politik in ein unrechtes Licht stellt.

Dass Sie alles so kurzerhand auf Motive reduzieren (politische Interessen und Werte), sagt schon sehr viel über wie Sie mit dem Problem umgehen. Nämlich in einer Weise die eben alles auf parteiische Motive reduziert. Sodass Ihnen (und Ihren Lesern) nichts anderes übrig bleibt, als im Zweifel einen parteiischen Standpunkt einzunehmen. In Ihrem Fall ist der links, darin zumindest sind Sie ehrlich. Aber nicht unvoreingenommen. Die Voreingenommenheit drückt sich auch in Ihrem insinuierenden Sprachgebrauch aus ("vorgebliche Freunde Israels") und in Ihrer leichtfertigen Unterstellung von Handlungsmotiven ("sind bereit einen hohen Preis in Kauf zu nehmen ..."). Solcher Sprachgebrauch und solche Unterstellungen sind für einen Journalisten, der um die gewissenhafte Beurteilung der Tatsachen bemüht ist, unzulässig. Daran jedenfalls braucht niemand zu zweifeln.

Der parteiische Umgang mit den Tatsachen, an dem leider nicht nur Sie sich schuldig machen, wird von Vorurteilen geleitet. Und zwar nicht sosehr von explizit für wahr gehaltenen, falschen Vorurteilen über die Juden, wie das beim alten Antisemitismus der Fall war. Sondern viel mehr von normalerweise vorauszusetzenden Annahmen, wie zum Beispiel die Vermutung der Unschuld, die erstaunlicherweise unterschlagen werden. Die Vermutung der Unschuld habe ich schon genannt. Weiterhin geht es um die Vermutung der Verantwortlichkeit der Palästinenser, die auch sehr oft, in dem Bild des Kampfes zwischen David und Goliath, so nicht ganz, dann doch sehr weitgehend heruntergespielt wird. Und dann wäre da auch noch die Vermutung der Sympathie für die Juden von Israel, die nicht nur sehr oft, sondern eigentlich fast immer fehlt, da ja alle Sympathie schon ganz verausgabt ist an den schwachen David.

Der ganz grosse Trick jedoch der antisemitischen oder anti-israelischen Propaganda betrifft den Ursprung des Konflikts. Der bleibt nämlich auch unausgesprochen. Dabei wird entweder angenommen, dass er ja schon hinreichend bekannt sei. Oder, dass er einfach nicht mehr auszumachen sei in der ganzen unentwirrbaren Geschichte des Konflikts. Das sind schon sonderbare Annahmen für Journalisten, die um eine gewissenhafte Beurteilung der Tatsachen bemüht sind.

Die damit unausgesprochen bleibende Wahrheit aber ist, sowohl heute als zur Zeit der Gründung Israels, dass nur eine in gutem Glauben vereinbarte Regelung der gegenseitigen Ansprüche zu einer rechtmässigen Lösung des potentiellen Konfliktes führen konnte. Die Repräsentanten der jüdischen Zionisten waren zu solchen Verhandlungen bereit. Die Führer der muslimischen Araber waren es nicht (und sind es bis heute nicht - lesen Sie bitte zurück, da steht "in gutem Glauben", und darauf kommt es doch an). Nur dadurch wurde der potentielle Konflikt zu einem wirklichen Konflikt. Und weil die Araber obendrein auch noch ihr unbewiesenes Recht auf Verweigerung jeglicher Verhandlungen mit Gewalt und Krieg verteidigten (und weiterhin verteidigen), sogar zu einem blutigen Konflikt.

Die Verteidigung mit Gewalt und Krieg eines unbewiesenen Rechts ist ein Verbrechen. Ein Verbrechen gegen das Völkerrecht und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Und wie alle Verbrechen hat es Folgen, bis heute, nicht nur für Israel, sondern ganz besonders auch für die palästinensische Bevölkerung. Und damit hört es noch lange nicht auf.

Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit das einfach unausgesprochen bleibt, so weit geht er in der Tat, der Antisemitismus in der Weltpolitik. Und all diejenigen die zu dieser unausgesprochenen Leugnung des Verbrechens beitragen sind folglich Mittäter. Da gibt's nichts dran zu rütteln.

Nun überlegen Sie mal, Herr Augstein: hat Günter Grass wirklich Recht, wenn er behauptet, dass Israel den Weltfrieden gefährde? Wo kämen wir denn da hin, wenn wir auf solch eine Umkehrung der Verantwortung und der Schuld eingehen würden?

Martin J. Malliet

Jakob Augstein Zitate:

"Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: 'Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.' Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt."

"Jeder Kritiker Israels muss damit rechnen, als Antisemit beschimpft zu werden. Das ist ein gefährlicher Missbrauch des Begriffs. Im Schatten solch falscher Debatten blüht der echte Antisemitismus."

"Das ist das Problem: Es geht bei diesen Auseinandersetzungen in Wahrheit um politische Interessen und Werte. Aber die vorgeblichen Freunde Israels sind bereit, für ihre politischen Interessen einen hohen Preis in Kauf zu nehmen: die Ernsthaftigkeit der Antisemitismus-Debatte."

PS: Nun setzen Sie das bitte auf "S.P.O.N. - Im Zweifel zweimal nachdenken, oder schweigen: Herr Augstein, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank."

Und zeigen Sie damit, dass Sie noch lernfähig sind.

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PS: Ich kann leider die beiden anderen Artikel nicht mehr hinzufügen. 

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