Frau
Bundeskanzlerin, Liebe Angela Merkel,
Ich
möchte Ihnen einen Vorschlag machen, im Namen meiner nicht mehr lebenden
deutschen Grosseltern, Michael Gustav Bergmann und Klara Schneider: um endlich
die deutsche Schuld am jüdischen Holokaust in einer für anständige Deutsche
annehmbaren Weise zu mindest teilweise zu entgelten, indem Sie die deutsche
Aussenpolitik unzweideutig auf das Recht des jüdischen Staates Israel in
Frieden zu leben abstimmen, und im selben Zug das Verbrechen des ungerechten
Krieges der gegen Israel seit seiner Gründung in 1947-48 von muslimischen
Arabischen Führern geführt wird genauso unzweideutig als ein Verbrechen gegen
die Menschlichkeit benennen.
Um Ihnen
deutlich zu machen wie ich dazu komme, füge ich meinen offenen Brief an Jakob
Augstein bei. Er trägt den Titel: "Im Zweifel zweimal nachdenken, oder
schweigen: Herr Augstein, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank" und
wurde von mir am 5.2.2013 elektronisch an die Redaktion von Spiegel Online
verschickt. Eine Antwort vom Spiegel habe ich nicht bekommen, und es ist diese
Unverschämtheit die mich dazu bewegt an Sie zu schreiben. Das geht nämlich
einfach nicht, um anständige Deutsche, lebende und tote, so als wäre es
selbstverständlich, in diese jetzt 65 Jahre dauernde unausgesprochene Leugnung
eines nicht anerkannten Verbrechens gegen die Menschlichkeit miteinzubeziehen!
Mein Grossvater war nie damit einverstanden. Und meine Grossmutter schon ganz
und gar nicht! Nie! Als sie noch lebten nicht. Und heute wären sie es auch
nicht, das müssen Sie mir halt einfach glauben.
Der
Begriff des anständigen Deutschen ist kein unanständiger Begriff. Er lässt sich
sogar sehr genau bestimmen, wenn man sich an den deutschen
Politikwissenschaftler Erich Vögelin (Eric Voegelin) hält. Das sollte
ersichtlich werden aus dem folgenden Abschnitt, den ich in einem anderen
Zusammenhang an Richard Landes und Martin Kramer geschrieben habe (auf
Englisch, ich lege auch den ganzen Artikel bei, sowie einen zweiten der auch
mit der Sache zu tun hat):
"About
the decent part of Germans being much greater than commonly recognised: my
reasoning on this hunch is that this decent part of the Germans is never ever
going to protest against their being unjustly shamed by implication with
Germany as a whole. It is never from them that you will hear talk about
"putting the Holocaust guilt behind us" and the like. For a very
simple reason: they will always put the victims first, before themselves. Which
is exactly why they are decent Germans. Only people in possession of their
human soul, i.e. decent people, can really see the victims as what they were,
their fellow men. And they will therefore never forget. Without needing any
rule or memorial for that."
Meinen
offenen Brief an Jakob Augstein habe ich mit dem Absatz beendet: "Nun
überlegen Sie mal, Herr Augstein: hat Günter Grass wirklich Recht, wenn er
behauptet, dass Israel den Weltfrieden gefährde? Wo kämen wir denn da hin, wenn
wir auf solch eine Umkehrung der Verantwortung und der Schuld eingehen
würden?"
Wo kämen
wir denn dahin? Genau das würde meine Grossmutter Sie auch fragen, wenn sie es
noch könnte.
Frau
Bundeskanzlerin, ich möchte Sie allen Ernstes bitten meinen Brief nicht einfach
unbeachtet zu lassen, wie der Trottel Jakob Augstein es getan hat.
Mit
freundlichen Grüssen,
Martin
Joachim Malliet.
Brüssel,
den 20.2.2013
PS: Klara
Schneider war die Schwester des Industriellen Ernst Schneider aus Heldenbergen,
der seinem jüdischen Partner Siegfried Arndt geholfen hat, seine Geschäfte über
die Nazi-Zeit zu retten. Es hat sie immer gegeben, die anständigen Deutschen.
Nur haben sie eben nie damit angeben wollen. Und wollen es auch heute nicht,
was hätten Sie denn gedacht! Deshalb muss die deutsche Bundesregierung sie
repräsentieren. Nicht indem sie angibt, sondern indem sie das Rechte tut. Wie
es sich eben gehört!
Offener
Brief an Jakob Augstein:
Herr
Augstein, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank. Der Satz von Günter
Grass, den Sie für richtig halten, ist falsch. Und dass Sie nicht nur zu so
einem Fehlurteil im Stande sind, sondern es auch noch als Journalist bekannt
machen müssen, um dann weiterhin daran festzuhalten, obgleich Sie alle
Gelegenheit gehabt haben zu besseren Einsichten zu kommen, das alles macht Sie
tatsächlich zum Antisemiten. Oder zum Anti-Israel-Journalisten, wenn Ihnen das
lieber ist.
Es geht
nämlich in dieser Angelegenheit (wie überhaupt in allen Angelegenheiten) nicht
nur um politische Interessen und Werte, d.h. Motive. Es geht an erster Stelle
um Recht und Unrecht. Und um darüber urteilen zu können, muss man genau und
vollständig über die Tatsachen verfügen, d.h. über das was die eine und die
andere Seite in dem Konflikt getan hat.
Der
Vorwurf des Antisemitismus der Sie trifft, ist der Vorwurf einseitig und
ungenau mit den Tatsachen umzugehen, in einer Weise die Israels Politik in ein
unrechtes Licht stellt.
Dass Sie
alles so kurzerhand auf Motive reduzieren (politische Interessen und Werte),
sagt schon sehr viel über wie Sie mit dem Problem umgehen. Nämlich in einer
Weise die eben alles auf parteiische Motive reduziert. Sodass Ihnen (und Ihren
Lesern) nichts anderes übrig bleibt, als im Zweifel einen parteiischen
Standpunkt einzunehmen. In Ihrem Fall ist der links, darin zumindest sind Sie
ehrlich. Aber nicht unvoreingenommen. Die Voreingenommenheit drückt sich auch
in Ihrem insinuierenden Sprachgebrauch aus ("vorgebliche Freunde
Israels") und in Ihrer leichtfertigen Unterstellung von Handlungsmotiven
("sind bereit einen hohen Preis in Kauf zu nehmen ..."). Solcher
Sprachgebrauch und solche Unterstellungen sind für einen Journalisten, der um
die gewissenhafte Beurteilung der Tatsachen bemüht ist, unzulässig. Daran
jedenfalls braucht niemand zu zweifeln.
Der
parteiische Umgang mit den Tatsachen, an dem leider nicht nur Sie sich schuldig
machen, wird von Vorurteilen geleitet. Und zwar nicht sosehr von explizit für
wahr gehaltenen, falschen Vorurteilen über die Juden, wie das beim alten
Antisemitismus der Fall war. Sondern viel mehr von normalerweise
vorauszusetzenden Annahmen, wie zum Beispiel die Vermutung der Unschuld, die
erstaunlicherweise unterschlagen werden. Die Vermutung der Unschuld habe ich
schon genannt. Weiterhin geht es um die Vermutung der Verantwortlichkeit der
Palästinenser, die auch sehr oft, in dem Bild des Kampfes zwischen David und
Goliath, so nicht ganz, dann doch sehr weitgehend heruntergespielt wird. Und
dann wäre da auch noch die Vermutung der Sympathie für die Juden von Israel, die
nicht nur sehr oft, sondern eigentlich fast immer fehlt, da ja alle Sympathie
schon ganz verausgabt ist an den schwachen David.
Der ganz
grosse Trick jedoch der antisemitischen oder anti-israelischen Propaganda
betrifft den Ursprung des Konflikts. Der bleibt nämlich auch unausgesprochen.
Dabei wird entweder angenommen, dass er ja schon hinreichend bekannt sei. Oder,
dass er einfach nicht mehr auszumachen sei in der ganzen unentwirrbaren
Geschichte des Konflikts. Das sind schon sonderbare Annahmen für Journalisten,
die um eine gewissenhafte Beurteilung der Tatsachen bemüht sind.
Die damit
unausgesprochen bleibende Wahrheit aber ist, sowohl heute als zur Zeit der
Gründung Israels, dass nur eine in gutem Glauben vereinbarte Regelung der
gegenseitigen Ansprüche zu einer rechtmässigen Lösung des potentiellen
Konfliktes führen konnte. Die Repräsentanten der jüdischen Zionisten waren zu
solchen Verhandlungen bereit. Die Führer der muslimischen Araber waren es nicht
(und sind es bis heute nicht - lesen Sie bitte zurück, da steht "in gutem
Glauben", und darauf kommt es doch an). Nur dadurch wurde der potentielle
Konflikt zu einem wirklichen Konflikt. Und weil die Araber obendrein auch noch
ihr unbewiesenes Recht auf Verweigerung jeglicher Verhandlungen mit Gewalt und
Krieg verteidigten (und weiterhin verteidigen), sogar zu einem blutigen
Konflikt.
Die
Verteidigung mit Gewalt und Krieg eines unbewiesenen Rechts ist ein Verbrechen.
Ein Verbrechen gegen das Völkerrecht und ein Verbrechen gegen die
Menschlichkeit. Und wie alle Verbrechen hat es Folgen, bis heute, nicht nur für
Israel, sondern ganz besonders auch für die palästinensische Bevölkerung. Und
damit hört es noch lange nicht auf.
Ein
Verbrechen gegen die Menschlichkeit das einfach unausgesprochen bleibt, so weit
geht er in der Tat, der Antisemitismus in der Weltpolitik. Und all diejenigen
die zu dieser unausgesprochenen Leugnung des Verbrechens beitragen sind
folglich Mittäter. Da gibt's nichts dran zu rütteln.
Nun
überlegen Sie mal, Herr Augstein: hat Günter Grass wirklich Recht, wenn er
behauptet, dass Israel den Weltfrieden gefährde? Wo kämen wir denn da hin, wenn
wir auf solch eine Umkehrung der Verantwortung und der Schuld eingehen würden?
Martin J.
Malliet
Jakob
Augstein Zitate:
"Es
ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: 'Die
Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.' Dieser Satz hat
einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn
sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn
sagt."
"Jeder
Kritiker Israels muss damit rechnen, als Antisemit beschimpft zu werden. Das
ist ein gefährlicher Missbrauch des Begriffs. Im Schatten solch falscher
Debatten blüht der echte Antisemitismus."
"Das
ist das Problem: Es geht bei diesen Auseinandersetzungen in Wahrheit um
politische Interessen und Werte. Aber die vorgeblichen Freunde Israels sind
bereit, für ihre politischen Interessen einen hohen Preis in Kauf zu nehmen:
die Ernsthaftigkeit der Antisemitismus-Debatte."
PS: Nun
setzen Sie das bitte auf "S.P.O.N. - Im Zweifel zweimal nachdenken, oder
schweigen: Herr Augstein, Sie haben nicht mehr alle Tassen im Schrank."
Und
zeigen Sie damit, dass Sie noch lernfähig sind.
--
PS: Ich
kann leider die beiden anderen Artikel nicht mehr hinzufügen.
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